Bertung wehrt sich gegen Eingemeindung

Bertunger Bürger wehren sich gegen die Eingemeindung ihres Dorfes durch die Stadt Allenstein. "Niemand darf die 671-jährige Geschichte unseres Dorfes einfach so löschen" appelliert der Dorfvorsteher (sołtys - Grzegorz Kołakowski) und beginnt eine Unterschriftensammlung. 

Die Idee, die Grenzen der Stadt Allenstein zu erweitern, hat der Präsident der Stadt Allenstein, Piotr Grzymowicz, im Februar 2016 in seinem Blog vorgestellt. Die letzte Stadterweiterung fand im Jahre 1966 mit der Eingemeindung von Deuthen statt also vor 50 Jahren, schreibt er. In dieser Zeit hat sich die Stadt bis an ihre Grenzen ausgebreitet sowie die umliegenden Gemeinden an die Grenzen der Stadt.

 

Diese Angelegenheit interessiert auch den Stadtrat, Krzysztof Kasprzycki, der im Stadteil Zacisze wohnt, also in unmittelbarer Nähe von der Grenze zu Gmina Stawiguda. "Der Grenzverlauf entlang der ul. Bartąska (Bertunger Str.) ist einer der Gründe für den Versuch einer Anpassung der Grenze" - stellte er im Februar bei einer Stadtratsitzung fest.

Bertung sammelt Unterschriften 

Jetzt kontert Bertung, der Nachbar von Allenstein. Mittwoch den 30.03.2016 begann die Unterschriftensammlung bei den Bürgern von Bertung und Klein Bertung, die sich gegen die Trennung von Gmina und Eingemeindung nach Allenstein wehren. Die Autonomie unserer Gemeinde sollte die erste Priorität haben, damit wir der jungen Generation zeigen können, dass es sich lohnt für die eigenen Interessen zu kämpfen - appellierte Grzegorz Kołakowski im Internet. Ich appelliere an Eure Patriotisumus. Im Gespräch mit Gazeta Wyborcza stellte er fest, dass Bertung und Klein Bertung durch die Eingemeindung nur verlieren können. Die Trennung von der Gmina zerstört alt hergbrachte traditionelle Strukturen, das sei nicht unbedingt erforderlich, vor allem weil die Gmina Stawiguda wirtschaftlich sehr gut da stehe.
Der Gemeindevorsteher fügt hinzu, dass die Einwohner in der Gmina viel schneller ihre Behördernangelegenheiten erledigen können. Sie hätten auch viel mehr Einfluß auf das Geschehen in ihren Dörfern. Die Unterschriftenaktion endet am 28. April.
Bereits am ersten Tag der Uterschriftensammlung sind sehr viele Bürger dem Aufruf gefolgt und haben ihre Unterschrift unter der Petition geleistet. Der Dorfladen in der Mitte des Dorfes ist die erste Anlaufstelle. Bertung ist seit Jahrhunderten ein Dorf und soll auch so bleiben. Wir wollen kein weiterer Stadteil von Allenstein werden. Die letzte Rettung ist der Widerstand der Bertunger Bevölkerung und die natürliche Grenze, die Alle - sagte ein Anwohner.

Es gibt aber auch Gegenstimmen

..., für den Anschluss an die wichtigste Stadt der Region. - Dank der Nähe zur Großstadt haben wir u.a, Anschluss an den städtischen Nahverkehr, das für uns eine große Erleichterung ist - äußerte seine Bedenken ein anderer Bertunger Bürger.  
Der Präsident der Stadt Allenstein, Grzegorz Grzymowicz stellt fest, dass sehr viele Einwohner der umliegenden Gemeinden täglich aus verschiedensten Gründen in die Stadt pendeln. Die fehlenden Baugrundstücke in Allenstein und die Weiterentwicklung der Stadt sind die Gründe, die für eine Erweiterung sprechen. Auf der anderen Seite nutzen viele Bertunger Bürger bereits jetzt die Vorteile der Stadt - es geht z.B. um die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Benutzung der städtischen Kindergärten. Die Verwaltung der Stadt Allenstein wird auf die Proteste reagieren und versuchen die Vorteile einer Eingemeindung den Bürgern von Bertung näher zu bringen - verspricht der Präsident von Allenstein.
(Freie Übersetzung aus Gazeta Wybocza vom 30.03.2016)